• Cubic Yellow, experimentelle elektronische Musik

Pressetext

"Anwesend sein und gleichzeitig schlafen" - Inemuri ist die Kunst überall und jederzeit ein kleines Nickerchen zu machen. Stehend im Gedränge der U-Bahn, an der Bar oder während Besprechungen wird in Japan kurz und erfrischend geschlafen. Wenn ein Motorrad durch ein ruhiges Wohnviertel brettert, ist Klang nicht gleich Klang. Wer sein Gefährt liebt, dem ist Musik, was dem genervten Anwohner bloß Krach ist.

Dieser psychoakustische Zusammenhang ist bekannt. Weniger bekannt ist, dass schon aufgrund geheimnisvoller neurophysiologischer Überdeckungs- und Beeinflussungsphänomene der Fahrer ganz anders wahrnimmt als der Ansässige. Was passiert nun während des Schlafens in der Öffentlichkeit. Wie nimmt der Schlafende die ihn umgebenden Klänge wahr, wie verändern sich diese Klänge in Verbindung mit dem kognitiven Entzug durch seinen Schlaf, durch seine Träume?

Das Album "Inemuri" von HULU PROJECT beschreibt diesen Zustand zwischen Traum, Wirklichkeit und Öffentlichkeit mit bizarren Rhytmen und fragilen Klanggebildern, zwischen denen Melodie-Fragmente einer Gitarre oder einer Mandoline auftauchen. Atmosphärisch, meditativ, wild und gebrochen - ein Trip für die Sinne! Minimalistische Impressionen treffen auf atonale elektronische Ambience und atemberaubende Collagen auf heavy-rockende Industrial-Riffs.

Die Grenze zwischen Klang und Geräusch ist in diskursivem Verhältnis. Die Klangbilder gleichen vielschichtigen, sonoren Architekturgebilden. Avancierte Hörkunst - feingliedrig, minimal und in einer erfrischenden Langsamkeit.

HULU PROJECT / INEMURI

Monoton vibrierender Schienenpuls und schreckhaft vorbeirauschende Lichter verschmelzen im einsamen Dämmerzustand japanischer Fahrgäste mit einer kollektiv schwebenden Gemeinschaftsstille, deren Aura die Kurzreisenden, an ihrem Ziel angelangt, in apruptem Erwachen verlassen. Hubl Greiner und Luigi Archetti fangen mit "Inemuri" eine seltsam vertraute und doch immer fremd bleibende Traumwelt ein, die im Land der aufgehenden Sonne die Raumzeit zwischen Arbeitswelt und Privatspäre füllt. Fragile Klangelemente dringen durch die wachschlafenden Sinne und vermengen sich mit der Umgebungsrhythmik zur tagwandlerischen Welt des Inemuri. Christian Hof

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